F. CHRISTOPH SCHIERMEYER

Geboren 1952 in Höxter
als zweites von neun Geschwistern

 

Gymnasialzeit in einem Internat
der Augustiner in Münnerstadt

 

Danach drei Jahre lang Mitglied
des Dominikaner-Ordens

 

Von 1977 bis 1992 Filmvorführer
in verschiedenen Bonner Kinos

 

Anschließend vornehmlich Hausmann
in einer fünfköpfigen Familie

 

Seit 2015 Rentner,
lebt in Windhagen/ Westerwald

 


 

Wie sind Sie zum Aphoristiker geworden, wer hat Sie beeinflusst?”

 

(Antwort auf eine Umfrage unter Aphoristikern)

 

Vielleicht war die Literaturform "Aphorismus" einfach zu klein? Oder die lange Schulzeit doch zu kurz? Jedenfalls waren Aphorismen in der damaligen Zeit kein Thema im Unterricht und auch kein Thema privat (ebenso wenig wie alles Humorvolle).

 

Im Kunstunterricht übte man sich im surrealen Stil und im allerersten Schreiben ging es ebenfalls möglichst verrätselt zu. Die Entdeckung von Morgenstern und Ringelnatz blieb einem selbst und späterer Zeit überlassen, mit Lichtenberg und Lec verhielt es sich ähnlich.

 

Nach einigen vergeblichen Anläufen als Erzähler war mir bald klar, dass ich auch zum Lyriker nicht tauge, obwohl ich bis heute nicht ganz davon lassen kann: Jedes Gedicht geriet zur Gedankenlyrik und jeder Gedanke wollte möglichst knapp und prägnant formuliert sein.

 

Ersten Notizen in dieser Richtung ohne lyrischen Um- und Überbau schenkte ich zunächst keine große Beachtung, bis mir Ende der achtziger Jahre ein Buch des schon genannten und damals wohl allgemein gern gelesenen Stanislaw Jerzy Lec in die Hand fiel. Das war eine Art Initialzündung.

 

Hinzu trat ein rein äußerlicher Grund, mich aufs Schreiben von Aphorismen zu konzentrieren: Als Hausmann mit bald drei auf Spielplätze zu führenden Kindern hatte ich endlich eine Nischenform gefunden, die es mir ermöglichte, jederzeit innerlich kurz abzuschweifen und das dabei Formulierte schnell in ein mitgeführtes Büchlein zu notieren.

 

Neben Lec traten dann bald Georg Christoph Lichtenberg und Jean Paul als meine absoluten Favoriten bis zum heutigen Tag. An ihnen schätze ich das Hingeworfene, das Tagebuchmäßige, das einzelne Wort als ausreichende Beobachtung, gerne auch in leicht abgewandelter Fassung…

 

So ganz und gar anders Marie von Ebner-Eschenbach, die Grande Dame der Aphoristik, sie komplettiert das Kleeblatt meiner Lieblingsautoren. Weitere Namen ebenfalls sehr geschätzter Aphoristiker möchte ich nicht hinzufügen, um niemanden versehentlich zu vergessen.


Was mich selber betrifft, so bin ich ein typischer Quartalsschreiber. Ich mache lange Pausen, da ich das Aphorismen-schreiben als sehr anstrengend empfinde. Die vermeintlichen Gedankenblitze wollen konsequent herbeigeführt werden, ich kann in einer solchen Phase kaum abschalten und klopfe alles um mich herum auf Verwertbares ab. Und das eignet sich für mich nicht als Dauerzustand:

 

Es gibt schließlich noch anderes und unbefragt zu Erlebendes an jedem einzelnen Tag.